L’exposition estivale Consonances emprunte à la musique la notion d’union harmonique, invitant à un dialogue entre les œuvres contemporaines du musée des Beaux-Arts et des pièces prêtées par la Galerie Hervé Bize, pour en faire naître une nouvelle richesse combinatoire.
Ce projet s’inscrit dans le prolongement des manifestations organisées pour célébrer le 20ème anniversaire de la métamorphose du musée des Beaux-Arts et à l'occasion du 30ème anniversaire de la Galerie Hervé Bize, Consonances. Ilest composé d’un ensemble d’œuvres majeures des années 1960 à aujourd’hui (peintures, sculptures, installations, vidéos et dessins).
Dix-neuf artistes internationaux sont représentés par des travaux, parfois à caractère monumental, lesquels rythment la déambulation du visiteur et offrent un parcours renouvelé du rez-de-chaussée et ce, dès le péristyle du musée.
L'exposition, envisagée non comme un rassemblement traditionnel d'objets dans un espace temporaire, s'apparente à une forme d'extension des collections du musée, à une « greffe » jouant autant des contraintes de la muséographie que des caractéristiques spécifiques des espaces investis.
Consonances réunit des œuvres de : André Cadere, Philippe Cazal, Dector & Dupuy, Daniel Dezeuze, General Idea, Giorgio Griffa, Raymond Hains, Éric Hattan, Jean Hélion, Alain Jacquet, Bertrand Lavier, François Morellet, Peter Rösel, Hanna Sandin, Emmanuel Saulnier, Frank Stella, André Thomkins, Claude Viallat, Jack Youngerman.
Peter Rösel
Soundscape
1999
HiFi Stereo, 33rpm, 18:03 min
Edition of 300
Es stürmt ziemlich kräftig und ein Gewitter grummelt sehr vernehmlich, Regen prasselt ohne Unterlass herab. Dunkle Wolken türmen sich über der Landschaft, ab und zu stürzt ein Blitz die gespenstisch-bedrohliche Szenerie in ein grelles Licht. Hoffentlicht hat jedes Lebewesen jetzt einen sicheren und wasserdichten Unterstand, denn ein Ende des Unwetters scheint vorerst nicht in Sicht. Derartige Bilder vor dem inneren Auge und solcherlei Assoziationen werden geweckt von den Geräuschen, die auf einer Schallplatte zu hören sind, die Peter Rösel aufgenommen hat. Die Platte enthält nur ein Stück, "Soundscape", das 18 Minuten lang ist; die B-Seite der Platte ist leer, ohne Rillen. Beim Hören von "Soundscape" wird man immer mehr gewahr, dass die sich zuerst einstellenden Eindrücke, es handele sich dabei um eine Audiodokumentation eines schweren Unwetters, eine falsche Fährte legen. Zu technisch klingen die Sounds und insbesondere das, was man für Regenprasseln hält, wird immer deutlicher als das statische Knistern erkannt, das jedes Abspielen einer Vinylplatte begleitet. Und in den letzten Minuten von "Soundscape" schwant einem, dass das Stück auf einer zu langsam abgespielten anderen Schallplatte beruht, denn die leiernden Klangbögen werden jedem charakteristisch vorkommen, der eine Platte mit aufliegendem Tonarm schon mal mit der Hand bewegt hat. Ganz am Ende, in den letzten Sekunden der langen, spannenden wie ennervierenden achtzehn Minuten von Rösels Stück, wird, sozusagen mit einem Mal, klar, welche Platte der Künstler aus Ausgangsmaterial für "Soundscape" benutzt hat. Nachdem er sie immer schneller mit der Hand vorwärts gedreht hat, betätigt er ganz am Ende den Startknopf des Plattenspielers und man hört ganz deutlich Elvis Presley mit seinem Song "Jailhouse Rock". Sofort nach dieser Erkenntnis ist "Soundscape" zuende; die Abtastnadel wandert durch die Auslaufrille, der Tonarm schwenkt zurück, es herrscht Stille; leises Rauschen der Anlage. In den Zeiten von Sampling und Harddisc-Recording und der
potenziell unendlich großen Speicherkapazitäten auch von Audioquellen mutet Rösels Arbeitsweise an "Soundscape" altertümlich an. Das Benutzen einer Fremdressource durch das manuelle Drehen des Plattentellers kann allerdings nicht dem Impetus geschuldet sein, sich auf das verwendete Stück, also Presleys "Jailhouse Rock", mit bestimmter Absicht zu beziehen. Es war wohl eher Zufall, dass gerade diese Platte zur Hand war. Wichtiger dabei ist das Moment der Handarbeit, das manuelle Eingreifen in einen standardisierten technischen Prozess, nämlich das Abspielen von Vinylschallplatten in den dafür vorgesehenen Geschwindigkeiten von 45 bzw. 33 Umdrehungen pro Minuten. Diese, entgegen die konventionelle Verwendung gerichtete Handhabung von vorgefundenem Material zieht sich durch das bisherige Werk Rösels. Aber noch ein anderer für seine Arbeit generell wichtiger Aspekt zeigt sich an "Soundscape". Durch das langsame Drehen, die Dehnung des Zweieinhalb-Minuten-Stücks auf achtzehn Minuten, wird das Original in einer Weise minutiös abgelauscht. Rösel hört praktisch durch die mittels des technischen Standards gebildete Oberfläche hindurch und dokumentiert sein Hören gleichzeitig durch die Aufnahme. Er macht so Geräusche hörbar, die nicht für das Ohr bestimmt sind, die normalerweise im Material, im Tonträger verborgen bleiben. In gewisser Weise ist dies eine radikalisierte Form dessen, was Douglas Gordon mit seiner 24 Stunden-Fassung von Hitchcocks "Psycho" getan hat. Hat man sein Vorgehen mit einer Psychoanalyse des inhaltlich von ihr geprägten Originals in Verbindung gebracht, so könnte man Rösels Lauschangriff auf "Jailhouse Rock" mit einer Offenlegung des transzendentalen Schemas vergleichen, mit der Hörbarmachung der Bedingungen der Möglichkeit des Hörens dieses Liedes. Dass es gerade dieser Song ist, erweist sich in dieser Hinsicht dann doch als gelungener Coup. Denn Rösels manueller Antrieb befreit "Jailhouse Rock" aus dem Gefängnis der Tonkonserve.
Peter Rösel
Fata Morgana Painting Project
2009
Aquarell auf Büttenpapier
15 x 26 cm